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Bildergeschichten von Freiheit und Abenteuer |
Ein kleines Showtalent ist Robert Neu schon. Als Plauer Stammtisch-Gast steht er, Headset unterstützt, vor dem im Klüschenberg Hotel versammelten Publikum wie einer, der es gewohnt ist, alleine aufzutreten und sein Publikum in Atem zu halten: Sehr gerade aufgerichtet und klar artikulierend erzählt der Reisejournalist von seiner Fahrt auf dem Fluss Yukon, von den Quellseen in Kanada bis zum Mündungsdelta vor der Beringsee im US-Bundesstaat Alaska. Jedes Wort ist bewusst bewählt, Steigerungen sind eingeplant. Komisches, Spannendes und Unerfreuliches füllen die Erzählung. Nur mit dem Nötigsten versehen, versteht sich, paddelte Neu sieben Monate lang den fünftlängsten Fluss Nordamerikas hinunter, aber die Bilder zeigen: das Gepäck türmt sich noch ganz erheblich in seinem Boot auf. Ein breiter Fluss und im Verhältnis dazu - ein Mann im winzigen, beladenen Schlauchboot. Dieses Boot ist allerdings, erfährt das Publikum, kein gewöhnliches Schlauchboot. Es heißt "Packraft" oder Rucksackboot und wurde extra für kombinierte Land- und Wassertouren entwickelt. Das Glanzstück wiegt ganze drei Kilo. Neu hat es nach Plau mitgebracht, hebt es wie einen Luftballon in die Höhe. Nebenbei gesagt: In der Pause ist dann Gelegenheit das Boot zu begutachten und männlicherseits wird das auch gerne wahrgenommen. Es wird untersucht, angehoben, ein bisschen wird gefachsimpelt: 3100 Kilometer wurden darauf zurückgelegt? Interessant an diesem Vortrag ist auch, dass Robert Neu zwar, wie er sagt, "immer Fernweh" hat, sich aber keinesfalls als eine Art Naturkind verkauft. Vielmehr schätzt er offenbar die mitteleuropäischen Güter an Nahrung und Ausrüstung. Ein Bild zeigt seinen Vorrat an kohlehydrathaltiger Verpflegung. Das Publikum schmunzelt beim Anblick der Delikatessen: Bohnen, Nudeln, Reis und viele Päckchen Knorr-Instant-Soße. Eine andere Aufnahme zeigt an die zehn Akkus, die Neu in den Dörfern der dünn besiedelten Gegenden Kanadas und Alaskas immer wieder hat aufladen müssen. Es sind die Akkus unter anderem seiner Fotodrohne und seiner Action Cam. Dank dieser technischen Hilfsmittel können wir, das Publikum, sehr nah am Protagonisten sein und gleichfalls im großen Überblick über die Flusslandschaft mitreisen. Die Aufnahmen der Drohne zeigen überwältigend schöne Landschaftsbilder, Berge, Felsformationen, unendliche Nadelwälder und immer wieder den Himmel und den sich schlängelnden Fluss. Die Sportkamera, befestigt auf dem Gepäckhaufen, zeigt den einsamen Helden paddelnd. Den Schönwetteraufnahmen hat Neu auch Bilder von extrem schlammigen Ufern und Flussinseln beigefügt. Es regnet tagelang, das Land ist grau, alles nass. In einem der Dörfer wird sein Boot von "Rowdys” aufgeschlitzt und immer wieder begleitet ihn auch die Vorsicht vor Schwarzbären und Grizzlys. Dennoch gelingen tolle Aufnahmen von Schwarzbären, auch von Elchen, Weißkopfadlern, arktischen Sandhörnchen und so fort. Ähnlich die Zivilisation am Yukon: einfache Dörfer mit geschachtelten Flachdachhäusern, man möchte sie "Boxen” nennen. Und dann noch das "weltlängste Freilichmuseum” zwischen den Orten White Horse und Dawson City mit zerfallenden Blockhütten, Zeugen des legendären Goldrauschs von Klondike. Robert Neus nächstes Projekt gilt einer grünen Insel, heißt "Irland, Insel des Glücks”. Glück für ihn aber ist und war immer das Reisen hinaus in die ungestörte Natur. "Mit siebzehn Jahren hatte ich in Kanadas Natur ein Erweckungserlebnis”, berichtet er. Seitdem zieht es ihn regelmäßig hinaus. Das Publikum an diesem Abend ließ sich gern mitnehmen. |